Smart Home in Deutschland: Etablierte Anbieter und Start-Ups im Check

Intelligentes und vernetztes Wohnen dank dem Internet der Dinge

In vielen Ländern wie den USA hat sich das Smart Home bereits in den Alltag integriert. Anders sieht das hierzulande aus – noch. Einige deutsche Unternehmen arbeiten daran, Smart Home aus seiner Nische hervorziehen und massenmarkttauglich zu machen.

Smart Home – (k)eine Zukunftsvision in Deutschland?

Smart Home klingt für viele Deutsche noch wie eine Zukunftsvision. Denn Smart Home heißt, dass sich zum Beispiel die Haustür durch ein Schloss sichern lässt, das aus der Ferne überwacht werden kann. Smart Home heißt auch die Heizung zuhause von der Arbeit aus einzuschalten oder eine Meldung vom Kühlschrank auf das Smartphone geschickt zu bekommen, weil die Eier aus sind.

In vielen Ländern ist dies bereits ganz normaler Alltag. In Deutschland hielt man sich dagegen bisher zurück. Doch das ändert sich langsam. Laut dem Branchenverband Bitkom nutzt hierzulande bereits jeder Vierte eine smarte Anwendung zu Hause.

Durchbruch in den nächsten Jahren erwartet

Der gesamte deutsche Smart Home Markt soll nach einer Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little und eco bis zum Jahr 2022 auf 4,3 Milliarden Euro wachsen. Das wäre jährlich ein Plus von etwa 26,4 Prozent.

Branchenexperten wie der Unternehmensberater Bernd Kotschi erwarten in den nächsten zwei Jahren einen Durchbruch in den Massenmarkt. Dies wird weitere Konsequenzen nach sich ziehen. Zum Beispiel dass Smart Home auch in Branchen Einzug hält, die heute noch weit entfernt von diesem Markt scheinen – zum Beispiel Möbelhersteller.

Deutsche Unternehmen mit Smart-Home-Angeboten

Viele deutsche Unternehmen wollen vom Smart-Home-Boom profitieren und sind in den Markt bereits eingestiegen.

Eon

 

Der Energieriese Eon hat sich vor kurzem mit Microsoft zusammengetan. Innerhalb der Kooperation entwickelt Eon eine hochsichere und effiziente Lösung für intelligentes und vernetztes Wohnen.

Innogy

 

Mit den SmartHome-Lösungen von Innogy lassen sich per App beispielsweise alle Lampen steuern – und das jederzeit und von überall aus. Zudem gibt es einen intelligenten Bewegungsmelder und eine smarte Kamera, wodurch der Nutzer jederzeit sehen kann, ob zuhause alles in Ordnung ist.

Telekom

 

Die Telekom hat bereits seit einiger Zeit Magenta SmartHome im Angebot. Dabei sind die Telekom-Produkte nicht nur mit den Magenta-Geräten kompatibel, sondern auch mit Waschmaschinen von Miele, Lautsprechern von Bose oder Lampen von Philips.

Bosch

Der Technologiekonzern Bosch hat 2016 ein eigenes smartes System auf den Markt gebracht und einen eigenen Geschäftszweig für Smart Home gegründet. Laut Gabriel Wetzel, Geschäftsführer der Robert Bosch Smart Home GmbH, seien dabei Sicherheit, Raumklima und Komfort die zentralen Themen.

Kooperationen mit Smart-Home-Start-ups

Im Bereich Smart Home setzen für die Umsetzung viele Konzerne zunehmend auf die Innovationskraft von Start-ups. Diese seien laut EY-Partner Peter Lennartz oft agiler als Großkonzerne und treiben so Innovationen viel schneller voran.

Tado

 

Das Münchener Star-up Tado erhielt erst vor kurzem 50 Millionen US-Dollar von Amazon und dem Energiekonzern Eon. Seit 2011 entwickelt Tado ein vernetztes Thermostat, das tief in die Steuerung der Heizung eingreift und somit hohe Ersparnisse verspricht. Im neusten Modell sind Sensoren verbaut, die die Qualität der Raumluft überwachen. Geplant ist auch eine Funktion, um den Energieverbrauch vorherzusagen.

Tink

 

Das Start-up Tink erhielt jüngst über zehn Millionen Euro von Rocket Internet, Seven Ventures und Vattenfall. Das Unternehmen hat eine Online-Plattform zum Erwerb von smarten Alltagsgeräten entwickelt. Das Tink-Team testet und berät Kunden zusätzlich zu Produkten von Amazon, Bosch oder Sonos.

Tink hat bereits eine Niederlassung in San Francisco. Dort ist vor allem das Thema Sicherheit stark ausgeprägt, wie Gründer Julian Hueck verrät. „In Deutschland sehen wir ein stark wachsendes Interesse an Gegenständen, die Effizienz und Geldersparnis versprechen. Also zum Beispiel smarte Thermostate“, so Hueck weiter.

Von Partnerschaften profitieren Unternehmen und Start-ups

Das Bosch-Tochterunternehmen BSH Hausgeräte hat in München den Future Home Accelerator gegründet. Dabei wird nach Start-ups gesucht, die laut Tibor Kramer, BSH Venture & Accelerator Partner, Konsumenten ein besonders innovatives Produkt oder einen Mehrwert im Bereich der digitalen Dienstleistungen in Haus und Küche bieten. Davon probiert auch BSH, indem die Partnerschaften die Innovationsgeschwindigkeit der Bosch-Tochter erhöht.

„Diese Form der Kooperationen zwischen der BSH und Start-ups schafft Win-Win Situationen für alle Partner“, so Kramer. Die Entwicklung des Internet der Dinge sei so schnell, dass man als einzelnes Unternehmen auf die Kooperation mit externen Innovatoren angewiesen sei.

Hierzulande seien vor allem die Start-ups erfolgreich, die sich auf eine Nische konzentrieren und damit den großen Playern aus den USA nur indirekt Konkurrenz machen, weiß Birgit Wilkes, Smart-Home-Expertin und Professorin für Telematik. Eine Partnerschaft mit großen Konzernen hilft Start-ups insoweit, dass Vorbehalte beiseitegeschoben werden. „Die deutschen Kunden sind im internationalen Vergleich auch bei Smart-Home-Themen weniger experimentierfreudig – das Angebot eines einzelnen Start-ups wird oft eher hinterfragt in puncto Ersatz und Garantie, da kann ein großer Partner helfen Vertrauen aufzubauen“, so Wilkes.

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